i-Tüpfelchen auf eine Wahnsinns-Saison
Nach dem FCH-Sieg im hochklassigen WFV-Pokalfinale gegen Crailsheim, kannte der Jubel keine Grenzen
„Da ist das Ding, da ist es!“ Der Ausruf, den Oliver Kahn so gerne benutzte, wenn er als Bayern-Kapitän eine Siegertrophäe entgegennahm, erschallte vorgestern Abend auch im Ellwanger Waldstadion, als Oberbürgermeister Bernhard Ilg und Bürgermeister Rainer Domberg den WFV-Pokal an FCH-Mannschaftsführer Bernd Maier übergaben.
Was danach folgte, war noch einmal eine Riesen-Fußball-Feier. Die Heidenheimer Spieler und ihr wiederum zahlreich angereister Anhang verwandelten das Fußballstadion in Ellwangen in eine Party-Meile. Kaum ein Heidenheimer konnte sich der Stimmung entziehen und selbst die Ehrengäste auf der Tribüne stimmten lautstark in die Fangesänge ein, ein Bild, dass man selten sieht.
Es war nicht allein der Sieg an sich, der begeisterte, sondern auch die Art und Weise, wie er zustande kam. „Wir können uns nicht an ein besseres WFV-Pokalfinale erinnern“, waren sich vor allem die neutralen WFV-Funktionäre einig und auch die Trainer beider Mannschaften sparten nicht mit Komplimenten für beide Teams.
Crailsheims Coach Peter Kosturkov meinte: „Wir haben wie vor zwei Wochen in Heidenheim erneut ein tolles Spiel gesehen. Meine Mannschaft war in der ersten Halbzeit etwas besser und hat folgerichtig auch mit 2:1 geführt. Mit der Einwechslung von Bagceci nach der Pause war das Ziel der Heidenheimer erkennbar, uns sofort unter Druck zu setzen, was ihnen auch gelungen ist. Wir wussten um die Gefährlichkeit der FCHler bei Standardsituationen und haben doch durch eine solche den Ausgleich kassiert und das 3:2 war ein wunderbar herausgespieltes Tor. Heidenheim hat Reaktion gezeigt, war im zweiten Durchgang das bessere Team, während wir unsere Linie verloren haben. Darum haben sie verdient gewonnen. Es entwickelt sich etwas in Heidenheim.“
FCH-Trainer Frank Schmidt war zwar müde, aber überglücklich. Er pflichtete der Spielanalyse seines Kollegen bei und verteilte dann Lob für seine Spieler. „Ich kann es nicht in Worte fassen, was diese Mannschaft in der Saison geleistet hat. Wir haben nach dem Aufstieg am Samstag ausgiebig gefeiert und dann die positive Energie mit ins Pokalendspiel genommen. Ich habe dem Team in der Halbzeit, als wir zurücklagen gesagt, dass wir noch lange nicht erledigt sind und noch sehr viel zu bieten haben, was wir mit den Toren zum 2:2 und zum 3:2 auch bewiesen haben. Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel verdient gewonnen. Ich freue mich schon auf die zukünftigen Aufgaben und kann nur sagen: Wir sind noch lange nicht am Ende und wollen mittelfristig in die Dritte Liga.“
Heidenheims Kapitän Bernd Maier machte im Finale nicht nur ein gutes Spiel, sondern rüttelte mit seinem sehenswerten Tor zum 1:1 die gesamte Mannschaft wach. „Der Ausgleichstreffer zum 2:2 kurz nach der Halbzeit war der Knackpunkt im Spiel. Die Mannschaft hat Teamgeist bewiesen und 2008 alle Ziele erreicht, die sie sich gesteckt hat. Verletzte wurden zum Beispiel durch Spieler aus der zweiten Reihe hervorragend ergänzt, jeder einzelne hat zum Erfolg beigetragen. Ich persönlich hätte mir gegen Ende zwar mehr Einsatzzeiten gewünscht, aber es zählt in allererster Linie der Erfolg der Mannschaft. Alles andere muss in den Hintergrund treten.“
Auch FCH-Stürmer Andreas Spann lobte das Mannschaftsgefüge. „Das Team ist eine Super-Einheit. Ich habe das noch nie erlebt. Die Charaktere passen sehr gut zusammen und auch der Trainer ist genauso fußballverrückt wie wir alle. Das Spiel gegen Crailsheim war ein Paradebeispiel für die ganze Saison und wir haben eins gezeigt: Wer feiern kann, kann auch Fußball spielen.“
Bürgermeister Rainer Domberg sprach von einem Erfolg nicht nur für den Fußball, sondern für die ganze Stadt. „Es passt in die Vorwärtsentwicklung und ist das i-Tüpfelchen auf eine hervorragende Saison. Kompliment an die Mannschaft, die auch schwache Momente überstehen kann und mentale Stärke gezeigt hat. Konditionell war sie topfit, am Ende hätte man glauben können, die Crailsheimer haben in den letzten Tagen gefeiert und nicht der FCH. Ich möchte auch noch festhalten, dass sich jeglicher Einsatz des Oberbürgermeisters und von mir für den FCH gelohnt hat.“
Und noch einer strahlte mit den Spielern um die Wette, FCH-Aufsichtsratsvorsitzender Hans Kahlich. Im Vorfeld des Endspiels war er nicht müde geworden, an die Wichtigkeit des Spiels und das damit verbundene Erreichen des DFB-Pokals zu erinnern. „Ich habe nie gedacht, dass die Mannschaft konditionell so stark ist. Die Spieler waren in den ersten 20 Minuten geistig noch nicht voll da, aber dann rollte der Ball und sie haben verdient gewonnen. Der heutige Sieg hilft uns schon für die nächste Saison und ich kann versprechen: Die Erfolgs-Story wird weitergehen. Wir sind bereit auch in der Regionalliga vorne mitzumischen. In Heidenheim haben wir ein Vorteil: Präsidium, Aufsichtsrat und die Stadtspitze ziehen an einem Strang und arbeiten konstruktiv miteinander, ohne jedwelche Eifersüchteleien oder sonstige Probleme miteinander zu haben.“
Durch den Pokalsieg ist der FC Heidenheim nun für die erste Runde des DFB-Pokals qualifiziert und nun heißt es Daumendrücken, dass die Heidenheimer am Sonntag, 6. Juli, wenn die Paarungen der ersten Runde ausgelost werden, Glück haben und auf einen attraktiven Gegner treffen. Möglich ist alles, auch ein Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern München.
Werner Czernecki, Heidenheimer Zeitung
Crailsheim – FCH 2:3 (2:1)
TSV Crailsheim: Schoppel; Gorgiev, Abazi (73. Schumacher), Schmidt, Endler, Schmiedel (64. Rushti), Rehm (73. Schenker), Kanyuk, Bauer, Heidenfelder, Fameyeh
FC Heidenheim: Sabanov; Feistle, Da Silva, Meier (89. Hammerl), Maier, Seskir (74. Gündüz), Gmünder, Jarosch (88. Sameisla), Göhlert, Klarer (46. Bagceci), Spann (81. Raaf)
Tore: 1:0 (8.) Kanyuk, 1:1 (22.) Maier, 2:1 (32.) Fameyeh, 2:2 (46.) Da Silva, 3:2 (60.) Jarosch
Gelbe Karten: FCH 1 (Spann)
Schiedsrichter: Michael Karle (Waiblingen)
Zuschauer: 2500