28. Oktober 2007 - 1. FC Heidenheim verliert in Hoffenheim mit 1:4
Die Niederlage fiel um zwei Tore zu hoch aus
Mit leeren Händen musste der 1. FC Heidenheim die Rückreise aus dem Kraichgau antreten. Unter den Augen von Hoffenheims Zweitliga-Trainer Ralf Rangnick verlor der Tabellenführer aus Heidenheim 1:4, eine Niederlage die um zwei Tore zu hoch ausfiel, besonders aufgrund der ersten Halbzeit aber verdient war.
Aufgrund der Verletzung von Urban und des krankheitsbedingten Ausfalls von Göhlert musste Heidenheims Trainer Frank Schmidt seine Abwehr komplett umstellen und so liefen Kapitän Bernd Maier und Robert Henning erstmals in dieser Saison von Beginn als Innenverteidiger auf. Beide machten Ihre Sache in dieser ungewohnten Position gut, was man von einigen ihrer Mitspieler leider nicht behaupten konnte. Zwei Außenverteidiger, denen man beiden einen gebrauchten Tag angedreht hatte, sowie weitere Stammkräfte, die deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben, waren in den ersten 45 Minuten das Augenfälligste auf Seiten der Gäste von der Ostalb. Auf der anderen Seite ein engagierter Gegner, dessen Spieler sich unter den Augen von Profi-Trainer Ralf Rangnick für das Zweitliga-Team empfehlen wollten und ihr bisher bestes Saisonspiel ablieferten, waren die Hauptfaktoren für die 1:4 Auswärtsniederlage, die den FC Heidenheim seinen bisherigen Platz an der Sonne kosten sollte.
Dass es nicht der Tag des Tabellenführers werden sollte, war bereits in den ersten Minuten zu spüren. Angetrieben vom hervorragend aufgelegten Kapitän Sascha Boller machte Hoffenheim von Beginn an Druck und bereits in der 6. Minute stand Torjäger Kai Herdling allein vor Sabanov, der den platzierten Schuss aber noch per Fußabwehr zur Ecke lenken konnte. Obwohl keine der beiden Mannschaften in dieser Anfangsphase des Spiels zu viel riskieren wollte, hatten die Gastgeber deutlich mehr vom Spiel; Chancen ergaben sich aber noch für keins der beiden Teams. Das sollte sich ab der 20. Minute ändern. Ein von Feistle an der Außenlinie vollkommen unnötig verursachter Freistoß brachte Hoffenheim eine von unzähligen gefährlichen Standardsituationen, Boller trat den Ball scharf vors Tor und während Sabanov den ersten Ball aus kurzer Entfernung noch abwehren konnte, reagierte erneut Herdling am schnellsten und drückte den Ball zur 1:0 Führung über die Linie. Und Hoffenheim blieb am Drücker. Heidenheims Offensivbemühungen scheiterten an den fehlenden Anspielstationen oder einfach daran, dass die Bälle in der Vorwärtsbewegung leichtfertig verloren gingen. Ungenaue Abspiele en masse ließen den FCH gar nicht erst bis in den gegnerischen Strafraum gelangen und setzen die eigene Defensive immer wieder unnötig unter Druck.
So war es fast zwangsläufig, was in der 29. Minute passierte: erneute Ecke Boller, der lange Klefenz verlängerte per Kopf und am langen Pfosten verwandelte Ex-Hertha-Profi Lapaczinski per Kopf zu 2:0.
Erstaunlicher Weise fingen sich die Gäste trotz des Rückstandes jetzt etwas und standen zumindest in der Defensive etwas sicherer. Chancen für Hoffenheim ergaben sich überwiegend aus Standardsituationen, die der Unparteiische den Gastgebern auch reichlich zukommen ließ. Auf der Gegenseite konnte der engagierte Demirkiran nach Heidenheims schönstem Angriff fast den Anschlusstreffer erzielen, traf per Kopf aber um Zentimeter neben den Pfosten.
Trainer Frank Schmidt handelte zur Halbzeit konsequent, brachte den aufgrund seines Armbruches noch mit einer Schiene spielenden Urban, der dem FCH mehr Stabilität verlieh, in die Innenverteidigung, und Martin Klarer auf die Sechser-Position vor der Abwehr. Henning rutsche auf Hammerls Position als rechter Verteidiger, der weichen musste, ebenso wie Bagceci, der über die ersten 45 Minuten ebenfalls keine Akzente setzen konnte. Dass Schmidt richtig gehandelt hatte, zeigte sich sofort und die Gäste, die bisher eher hinterherliefen übernahmen die Initiative und trugen das Spielgeschehen in die gegnerische Hälfte. So auch in der 55. Minute, als Seskir im Strafraum nur per Foul gestoppt werden konnte und Kapitän Bernd Maier den anschließenden Strafstoss sicher zum Anschlusstreffer verwandelte. Jetzt entwickelte sich ein offener Schlagabtausch zwischen zwei technisch hervorragenden Mannschaften und Heidenheim hatte durchaus Chancen auf den Ausgleich. Gleichzeitig aber musste Sabanov immer wieder auf der Hut sein, um seine Mannschaft im Spiel zu halten, und er tat dies mit mehreren klasse Paraden.
In der 75. Minute suchte Heidenheims Coach Frank Schmidt dann die Entscheidung, entweder mindestens einen Punkt zu holen, eventuell sogar noch als Sieger vom Platz zu gehen, oder aber auch eine höhere Niederlage zu riskieren. Er brachte mit Sameisla einen Stürmer für Abwehrmann Feistle und stellte von Vierer- auf Dreierkette um. Sein Team drängte jetzt auf den Ausgleich, warf die Kräfte nach vorne, wodurch sich für die schnellen Hoffenheimer Spitzen immer wieder Kontermöglichkeiten ergaben.
Leider wurde der Mut des Tabellenführers nicht belohnt. Während man mit den eigenen Chancen an der Hoffenheimer Hintermannschaft scheiterte, nutzten die Gastgeber zwei blitzsauber gespielte Konter zu den Treffern drei und vier durch Klingmann und den eingewechselten Kassem-Saad. Alles in allem eine vermeidbare Niederlage, denn in der zweiten Halbzeit hatten die Gäste gezeigt, dass sie auch gegen eine aus dem Profikader verstärkte Hoffenheimer Mannschaft durchaus bestehen können. Es ist zu hoffen, dass die verletzten Stammkräfte so schnell wie möglich wieder fit werden, um dem FC vor allem in der Defensive, die in den nächsten Spielen notwendige Stabilität zu verleihen.
Werner Czernecki ?, Heidenheimer Zeitung
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Aufstellung: Sabanov, Feistle (ab 75. Min. Sameisla), Bernd Maier, Seskir, Gmünder, Hammerl (ab 46. Klarer), Bagceci (ab 46. Urban), Demirkiran, Henning, Jarosch, Raaf
Tore: 1:0 Herdling (20. Min.), 2:0 Lapaczinski (29.), 2:1 Bernd Maier (Foulelfmeter), 3:1 Klingmann (80.), 4:1 Kassem-Saad (90.)
Gelbe Karten: Henning, Klarer / Hoffenheim: -
Schiedsrichter: Tobias Vett aus Ilvesheim
Zuschauer: 350