9. Aug. 2007 - Fünfter, Zweiter, Dritter – so liest sich die bisherige Oberligabilanz der Heidenheimer Fußballer. Im vierten Jahr der Zugehörigkeit zur höchsten baden-württembergischen Spielklasse ist der Aufstieg in die Regionalliga ein Muss. Wir sprachen darüber mit Trainer Dieter Märkle, Geschäftsführer Holger Sanwald und Aufsichtsratsmitglied Hans Kahlich.
Es ist sicher nicht ganz einfach, zwölf neue Spieler in eine Mannschaft zu integrieren. Wie kann man diesen Vorgang beschleunigen und wie weit sind Sie diesbezüglich schon fortgeschritten?
Märkle: Das mit den zwölf Neuen war ja nicht so vorgesehen, es hat sich aufgrund der Abgänge einfach so ergeben. Wir haben schon darauf geachtet, dass die Spieler nicht nur sportlich, sondern auch menschlich zu uns passen, und ich glaube, das ist uns gelungen. Wichtig war das Kurztrainingslager in der ersten Trainingswoche. Einige Spieler hatten sich schon zuvor gekannt, die Harmonie im Team ist sehr gut. Es hat auch schon ein „Mannschaftsabend“ ohne Cheftrainer stattgefunden, und dem Vernehmen nach war das eine sehr gute Sache.
Kahlich: Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir für keinen der zwölf Neuen eine Ablöse bezahlt, aber für die meisten Spieler, die wir abgegeben haben, eine Ablöse erzielt haben.
Dass der Trainer gerade jetzt zeitweise nicht vor Ort ist, erschwert die Sache sicher zusätzlich.
Märkle: Richtig ist, dass ich zurzeit an der Sporthochschule in Köln einen Lehrgang zum Fußballlehrer mache, der noch bis Dezember dauert. Aber das haben wir im Vorfeld geklärt. Natürlich sind die Co-Trainer verstärkt gefordert, aber wir sind ein Team und wir hatten Zeit, das konkret zu planen. Zurzeit bin ich von Montag bis Donnerstag in Köln. Wichtig ist, dass ich in der ersten Phase der Vorbereitung komplett bei der Mannschaft war.
Sanwald: Im Prinzip sind das zwei Sechs-Wochen-Blöcke, in denen uns Dieter Märkle zeitweise fehlt, aber der Verein profitiert ja auch von dieser Fortbildung. Im Übrigen haben die anderen Trainer unser volles Vertrauen.
Bei näherer Betrachtung des Kaders sieht es so aus, als habe sich der FCH vor allem im Offensivbereich verstärkt, während der Defensivbereich eher „ergänzt“ wurde. Ist das richtig und war das so beabsichtigt?
Märkle: Das kann ich nicht so sehen. Wir haben ins in allen Bereichen – gerade auch in der Defensive – deutlich verstärkt, und genau so war es auch geplant. Wir können es uns nicht leisten, in den ersten Spielen etwa durch mangelhaftes Defensivverhalten unnötigerweise Punkte abzugeben.
Konnte der Trainer seine Spieler-Wunschliste weitgehend abhaken oder bleiben noch Wünsche offen?
Märkle: Wir haben gemeinsam geschaut, wo und mit welchen Spielern wir uns verstärken müssen, und es ist kein Spieler gekommen, den ich nicht gewollt hätte. Wenn man sich am finanziell Machbaren orientiert – und das muss man ja tun – sind alle meine Wünsche erfüllt worden.
Bei einem 24-Mann-Kader können alle Positionen doppelt besetzt werden. Haben Sie schon eine Idealformation im Kopf, oder soll nach Ihrer Vorstellung viel „rotiert“ werden?
Märkle: Wichtig ist, dass wir nicht nur alle Positionen doppelt besetzen können, sondern dass viele Spieler auf mehreren Positionen spielen können. Wir können auch Ausfälle kompensieren, und die Variationsmöglichkeiten sind größer als in der letzten Saison. Trotzdem habe ich eine Wunschformation im Kopf, aber die werde ich heute nicht verraten.
Wie werden Sie die Spieler, die nicht oder nur sporadisch zum Zug kommen, bei Laune halten? Sollen sie in der Landesligamannschaft eingesetzt werden?
Märkle: Grundsätzlich ist es nicht meine vorrangige Aufgabe, die Spieler bei Laune zu halten. Aber selbstverständlich haben wir einige Perspektivspieler im Kader, die zunächst nicht im ersten Glied stehen und die das auch wissen. Die sollen natürlich in der Landesliga Spielpraxis sammeln, um dann bei Bedarf für die Oberliga bereit zu sein. Das kann schneller passieren, als man jetzt denkt.
Der FCH respektive der HSB war zuletzt Zweiter und Dritter in der Oberliga. Kann man davon ausgehen, dass jetzt der vierte Tabellenplatz, der ja zur Regionalliga-Qualifikation genügt, ein Selbstläufer wird?
Märkle: Wer mit dieser Einstellung in die Saison geht, der wird kläglich scheitern, aber das wissen alle Beteiligten. Natürlich haben wir eine sehr gute Chance, die Qualifikation zu schaffen, aber mehr auch nicht. Bei vier Aufsteigern wird die Saison enorm spannend, und es wird ein Hauen und Stechen geben bis zum letzten Spieltag. Wer sich dann letztlich durchsetzt, ist auch eine Frage des Willens. Die Mannschaften, die auch mal einen Rückschlag wegstecken, haben die besten Karten.
Wer sind die schärfsten Konkurrenten und glauben Sie, dass sich die eine oder andere Mannschaft frühzeitig absetzen wird?
Märkle: Waldhof hat sich enorm verstärkt, Ulm wird trotz aller Probleme mitmischen, mit Crailsheim ist zu rechnen, Villingen und Freiberg sind noch stärker geworden, die zweiten Mannschaften von Freiburg und Hoffenheim wollen nach oben, und von den Aufsteigern ist Walldorf hoch einzuschätzen. Wenn ich uns und ein Überraschungsteam dazu rechne, dann ist das mehr als die Hälfte der Liga. Ich glaube nicht, dass früh eine Entscheidung fällt.
Wie wichtig ist für den FCH die Qualifikation für die Regionalliga, und was passiert, wenn es der Verein wider Erwarten doch nicht schaffen sollte?
Kahlich: Die Mannschaft stand seit ihrer Oberligazugehörigkeit nie unter Druck, in dieser Saison allerdings schon. Die Qualifikation ist ein absolutes Muss, und deshalb beschäftigen wir uns mit der zweiten Frage überhaupt nicht.
Sanwald: Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen und wir haben alles dazu getan. Andernfalls können wir die Mannschaft so nicht mehr halten. Trotzdem wird es auch im Fall des Misserfolgs weiterhin Fußball in Heidenheim geben, und deshalb ist der Unterbau mit der Landesliga sehr wichtig.
Kann die Regionalliga für den Heidenheimer Fußball das Maß aller Dinge sein? Sportlich und finanziell lukrativ wird es ja wohl erst in der 3. Liga.
Sanwald: Man sollte die Regionalliga – auch wenn sie dann nur noch viertklassig ist – nicht klein reden. Sie ist enorm wichtig für uns. Immerhin gehören wir dann zu den „Top 100“ in deutschen Fußball. Trotzdem: Die Vision 3. Liga muss schon da sein.
Kahlich: Der Aufstieg in die Regionalliga oder gar in die 3. Liga ist für den Bekanntheitsgrad der Stadt von immenser Bedeutung. Mittelfristig wollen wir natürlich da hin, und ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg.
Klaus Dieter Haas (HZ: 9.8.07) |