„Die Nummer eins im Land sind wir“, können die Fans des FC Heidenheim seit gestern Nachmittag wieder singen. Das Team von Trainer Frank Schmidt besiegte den Aufsteiger TSV Schwieberdingen mit 4:1 und stürmte an die Tabellenspitze der Fußball-Oberliga.
Und dabei hatte es 60 Minuten lang gar nicht so ausgesehen, als könnten sich die Heidenheimer so deutlich durchsetzen. Die Abwehr hatte nicht ihren besten Tag erwischt, im Mittelfeld wurden Bälle leichtfertig vertändelt oder dem Gegner zugepasst, sodass die vielen mitgereisten Fans zunächst skeptisch sein mussten, ob es beim TSV einen Sieg geben würde. In der letzten halben Stunde aber drehte der FCH auf, erzielte drei Tore und hätte gut und gerne auch höher gewinnen können.
Auf einem tiefen Rasen, auf dem beide Mannschaften immer wieder ausrutschten, hatte Dieter Jarosch die erste große Möglichkeit, scheitere aber freistehend am TSV-Keeper. Nach einer Parade von Sabanov gegen Mazzola fasste sich der äußerst agile Demirkiran in der 22. Minute ein Herz und drosch den Ball aus gut 25 Metern zum 1:0 in die Maschen des Schwieberdinger Tores.
In der Folge leistete sich Heidenheim einige Fehler, und so war das 1:1 in der 44. Minute durch Schurichin die logische Konsequenz. Den größten Patzer beging aber in der 45. Minute der bis dahin gut spielende Hammerl, als er aus weiter Entfernung hoch zu seinem Torwart Sabanov zurückspielte und ihn damit in Bedrängnis brachte. Mazzola roch den Braten, es folgte ein Pressschlag zwischen ihm und Sabanov, und der Ball landete im Netz. Die Schwieberdinger feierten bereits, aber der Schiedsrichter entschied auf hohes Bein des TSV-Stürmers und gab das Tor nicht. Glück für den FCH.
Auch nach der Pause lief es noch nicht ganz rund für Heidenheim, bis Frank Schmidt ein goldenes Händchen bewies. Er brachte in der 57. Minute Sameisla für Raaf, und der bedankte sich bei seinem Trainer nur zwei Minuten später mit einem gefühlvollen Heber über den knapp zwei Meter großen Keeper Kummer, der kein gutes Spiel machte. Der FCH war wieder in Führung, musste aber noch eine Schrecksekunde überstehen, als sich Bernd Maier in den Schuss eines TSVlers warf und den Ball an die Latte des Heidenheimer Tores lenkte.
Das war in der 66. Minute, und ab diesem Zeitpunkt spielte nur noch eine Mannschaft, nämlich die Heidenheimer. In der 68. Spielminute fiel die vorzeitige Entscheidung. Gmünder flankte nach einem Freistoß präzise in den Schwieberdinger Strafraum, und dort stieg Dieter Jarosch hoch und wuchtete den Ball per Kopf zum 3:1 ins Netz.
Der quirlige Sameisla, der die TSV-Defensive nun mächtig durcheinanderwirbelte, hätte sogar noch einen zweiten Treffer erzielen können, als Ünal Demirkiran in unnachahmlicher Art und Weise Gegenspieler zuhauf stehen ließ, den Ball zu „Samba“ spielte und dieser mit einem überlegten Schlenzer seinen Meister im TSV-Keeper fand.
Auch der eingewechselte Alper Bagceci drehte nun auf der rechten Seite mächtig auf, lief seinem Gegenspieler ein ums andere Mal davon und scheiterte mit seinem strammen Schuss aus halbrechter Position nur knapp. Noch mehr Chancen gefällig? Bitteschön. Demirkiran und Gmünder prüften erneut Keeper Kummer, und in der 74. Minute hätte wiederum Sameisla zuschlagen können, doch sein von Gmünder per Kopf verlängerter Ball ging nur an die Querlatte des Schwieberdinger Tors.
Der TSV hatte sich völlig aufgegeben. Lediglich einmal noch tauchte Marusic im Strafraum der Heidenheimer auf, aber bevor er seinen Kopfball ansetzen konnte, war Sabanov da und entschärfte die Situation. Eine Minute vor Schluss durfte dann ein weiterer Einwechselspieler das FCH-Torkonto hinaufschrauben. Seskir war erst in der 85. Minute gekommen, vollstreckte aber nach einem gut vorgetragenen Konter über Gmünder zum Endstand von 1:4, ein Ergebnis, das die Schwieberdinger vielleicht etwas unglücklich und als zu hoch empfanden, doch war das Glück einmal mehr mit den Tüchtigen.
Werner Czernecki