Beim 9:1-Kantersieg über Kirchheim steuerte allein Dieter Jarosch vier Treffer bei
Ein völlig entfesselter FC Heidenheim
Welch ein Kontrastprogramm im Heidenheimer Albstadion. Nach der 1:4-Depression gegen Ulm vor zwei Wochen gab's gestern ein Hochgefühl der besonderen Art: Mit 9:1 fegte der FCH den, sich allerdings auch als williges Opfer erweisenden, VfL Kirchheim vom Platz, allein Dieter Jarosch durfte dabei viermal zum Torjubel ansetzen.
So langsam wird's für Interimscoach Frank Schmidt schwer, Argumente gegen ein längeres Engagement zu finden. Dem wichtigen Derbysieg in Gmünd folgte unter seiner Regie nun die Gala gegen Kirchheim. Auf jeden Fall hat er in seiner kurzen Amtszeit schon einen der höchsten Heidenheimer Punktspielsiege aller Zeiten zu „verantworten“.
Dass die FCHler ein hohes Ergebnis wollten, war von Beginn an zu spüren. Schon nach zwei Minuten flankte der auf der linken Seite wieder immens Druck machende Christian Gmünder auf Dieter Jarosch und Kirchheims guter Torwart Patrick Gühring konnte den Ball gerade noch über die Latte lenken. Nach der daraus resultierenden Ecke stieg der wieder in der Startformation stehende Martin Klarer am höchsten und köpfte die Lederkugel zum 1:0 ins Netz. Ein Start nach Maß für die Heidenheimer, die gestern nur eine Richtung kannten – immer aufs VfL-Tor. Bei Gmünders Solo hielt Gühring, der mit einer Glanzparade auch Klarers Riesenchance zunichte machte, dann verfehlte Alexander Raaf nach einem Eckball nur knapp – zu diesem Zeitpunkt waren gerade mal sieben Minuten gespielt.
Erst jetzt spielten auch die Gäste ein wenig mit, doch die im Ansatz zum Teil recht guten Dribblings verpufften durchweg wirkungslos. Auf der anderen Seite erkämpfte sich Ünal Demirkiran in der 18. Minute den Ball, drang in den Strafraum ein und wurde klar gelegt. Beim fälligen Elfmeter hatte Bernd Maier zwar den Torhüter „verladen“, schoss jedoch links flach am Gehäuse vorbei. Aber auch das konnte den FCH an diesem Tag nicht erschüttern. Nach 32 Minuten brachten die Gäste den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Gmünders Schuss wurde noch pariert, aber Demirkiran verwertete den Abpraller zum 2:0.
Dann drang Raaf in den Strafraum ein und konnte nur per Foul gestoppt werden. Diesmal legte sich Johannes Meier das Leder zurecht, wählte die gleiche Ecke und vom Innenpfosten sprang der Ball zum 3:0 ins Netz. Damit nicht genug, kurz vor der Pause erkämpfte sich Klarer den Ball, spielte steil für den sich immer wieder gut in den Angriff einschaltenden René Hammerl, der passte von der Grundlinie zurück zu Jarosch und es hieß 4:0.
Zwei Dinge verblüfften gestern besonders: Zum einen kamen die Kirchheimer bis zum Schluss nicht auf die Idee, auf totale Defensive umzustellen, zum anderen gab sich der FCH zu keinem Zeitpunkt mit dem erreichten zufrieden, die Schmidt-Schützlinge sprühten nur so vor Torhunger und Spielfreude. Und so ging's nahtlos weiter. Wieder nach dem Motto Klarer steil auf Hammerl und der in die Mitte zu Jarosch war bereits drei Minuten nach dem Seitenwechsel das 5:0 zu notieren.
Den nächsten Jubel gab's in der 65. Minute, als wiederum Jarosch eine Freistoß-Flanke von Maier zum 6:0 verlängert. Der FCH wollte sich an diesem Tag nichts nachsagen lassen, auch nicht, ein schlechter Gastgeber zu sein. So gestattete man den Gästen in der 75. Minute mit respektvollem Abstand den Ehrentreffer durch Meha Feriz. Dann präsentierte sich Jarosch bei seinem sage und schreibe vierten Treffer in Folge nochmal als „Copyman“ und köpfte eine Maier-Freistoß-Flanke zum 7:1 in die Maschen.
Und immer noch war nicht Schluss. Der eingewechselte Alper Bagceci setzte sich schön durch, bediente den ebenfalls frisch ins Spiel gekommenen Ertac Seksir, der zum 8:1 traf, und den Schlusspunkt setzte zwei Minuten vor Schluss Bagceci selbst, als er eine Kopfballvorlage von Jarosch zum 9:1 vollendete. Auch wenn die Kirchheimer wie gesagt durch ihre taktische Einstellung so eine Gala erst ermöglichten, muss dem FCH höchstes Lob gezollt werden: Alle Treffer waren sauber herausgespielt und das Team machte bis zur letzten Minute Druck, so dass es am Ende diesmal im Albstadion nur begeistertes Staunen gab.
Thomas Jentscher, Heidenheimer Zeitung
Martin Klarer (links) läutete mit seinem Treffer zum 1:0 den Torreigen der Heidenheimer ein. Foto: ube
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Aufstellung:
Tor: Erol Sabanov
Abwehr: Rene Hammerl
Abwehr: Ingo Feistle
Abwehr: Tim Göhlert
Abwehr: Johannes Meier
Mittelfeld: Christian Gmünder
Mittelfeld: Ünal Demirkiran
Mittelfeld: Bernd Maier
Mittelfeld: Martin Klarer
Sturm: Alexander Raaf
Sturm: Dieter Jarosch
Auswechslungen:
60. min: Ertac Seskir (Mittelfeld) für Ünal Demirkiran (Mittelfeld)
67. min: Alper Bagceci (Mittelfeld) für Martin Klarer (Mittelfeld)
78. min: Gökhan Gündüz (Mittelfeld) für Christian Gmünder (Mittelfeld)
VfL Kirchheim:
Aufstellung:
Tor: Patrick Gühring
Abwehr: Christopher Eisenhardt
Abwehr: Andreas Mayer
Abwehr: Mathias Koch
Mittelfeld: Coskun Isci
Mittelfeld: Emrah Polat
Mittelfeld: Torsten Raspe
Mittelfeld: Michael Kutscher
Mittelfeld: Ferdi Er
Mittelfeld: Kagan Söylemezgiller
Sturm: Feriz Meha
Sturm: Sven Lukac
Auswechslungen:
10. min: Guido Fuchs (Abwehr) für Andreas Mayer (Abwehr)
49. min: Selim Altinsoy (Sturm) für Sven Lukac (Sturm)
53. min: Marko Lovric (Abwehr) für Michael Kutscher (Mittelfeld)
Besondere Vorkommnisse:
18. min: Bernd Maier (18./Hdh) verschießt FE (vorbei)
Torfolge:
1:0 Martin Klarer (Mittelfeld), 3. min
2:0 Ünal Demirkiran (Mittelfeld), 33. min
3:0 Johannes Meier (Abwehr), 41. min Foulelfmeter
4:0 Dieter Jarosch (Sturm), 45. min
5:0 Dieter Jarosch (Sturm), 48. min
6:0 Dieter Jarosch (Sturm), 65. min
6:1 Feriz Meha (Sturm), 75. min
7:1 Dieter Jarosch (Sturm), 76. min
8:1 Ertac Seskir (Mittelfeld), 84. min
9:1 Alper Bagceci (Mittelfeld), 88. min
Schiedsrichter: Oliver Kurz (Stuttgart)
Zuschauer: 1220 |